
was will ich ändern um zu wissen was du morgen brauchst. Ausstellung Meisterschüler:innen HfK Bremen
Hochschule für Künste Bremen
2021
Was will ich ändern um zu wissen was du morgen brauchst, 2021 | Video (14’17”),
Passteile aus Keramik, Kontaktmikrophone, Seifeninstrumente, Mischpult Annalouise Falk arbeitet mit den Mitteln der Performance, mit Video und präparierten Musikinstrumenten. Ihre Arbeit Was will ich ändern um zu wissen was du morgen brauchst ist inspiriert von pädagogischen Settings, wie sie in der Elementaren Musikpädagogik entwickelt wurden, um einen möglichst freien und offenen Dialog mit musikalischen Mitteln zu ermöglichen. In der ehemaligen Empfangshalle eines heute stillgelegten Flughafens ist eine Gruppe von Männer zu beobachten, die mit Orff–Instrumenten aus Seife, mit Plastikfolien und Keramiken, die am Körper getragen und mit Kontaktmikrophonen präpariert sind, einer seltsamen Choreografie zu folgen scheinen. Wie eine entrückte Form der Musikalischen Früherziehung, ein Reenactment erster musikalischer Äußerungen. Die beinahe computergeneriert wirkende Stimme der Künstlerin frisst sich in die Gehörgänge von uns Zuschauer:innen und flüstert Sprachfetzen, die von Versuchsanordnungen zwischen Vertrauen, Überredung, Scheitern und Neubeginn erzählen. Annalouise Falk wendet sich in ihrer Arbeit einer sozialen Gruppe zu, die wir aus den Medien als „alte weiße Männer“ an den Stammtischen dieses Landes vermuten. Falk traut ihnen Dialoge und Berührungen abseits der Klischees, die wir schnell vermuten, zu. Wie in einem eingefrorenen Pogo verwandeln sich die vier Protagonisten temporär in eine Skulptur, halten eine Form der Nähe und Berührungen fest und aus. Seltsam verknotet, ein fragiler Tanz miteinander verknüpfter Körper. Der pulsierende Sound eines Synthesizers liegt unter der Szenerie, und verstärkt den Eindruck einer rätselhaften Versuchsanordnung. Falk interessiert sich dabei für die Frage, wie offen und sensibel wir für die Andere oder den Anderen in unserer nächsten Umgebung wirklich sind. Erinnern wir uns an das letzte Experiment des Berührens außerhalb unserer eigenen sozialen Gefüge, und wenn ja, wie lange ist das her? Auffällig ist ein fünfter, leerer Stuhl auf der Bühne dieses sozialen Experimentes. Vielleicht eine Einladung, eine Ermutigung dazu, Ausschau zu halten nach neuen Gefügen und Circles der Gemeinschaft.



